„Ich hab‘ das Jammern satt!“

 

 

 

Vermutlich klingt das ziemlich hart und doch ist es so. Sehr wahrscheinlich bin ich selbst auch in einer solch lang andauernden Phase gewesen (als hätte jemand am CD-Player auf „repeat“ gedrückt und irgendwann einfach vergessen, den Stecker zu ziehen!).

Mit Sicherheit sogar ging es mir mal so und doch habe ich sie hinter mir gelassen, diese Zeit! Weil es nämlich überhaupt nicht weiterhilft, den Kopf in den Sand zu stecken und vor sich hin zu jöddeln!

 

Erst vor gut drei Monaten war es mal wieder soweit bei mir. Auch mir passiert es, dass ich glaube, „macht doch alles keinen Sinn!“

 

ABER – immer wenn mir das bewusst wird, nehme ich die Beine in die Hand, Brust raus, Rücken grade und los geht’s! Selig ist derjenige, der in solchen Momenten eine wirklich gute Seele um sich weiß, die einen auffängt (DANKE Ria!) und hilft, die Dinge wieder im Geiste grade zu rücken.

 

Plötzlich erscheint alles so deutlich sichtbar vor einem zu liegen, der Weg, den man einschlagen muss … im Herzen wieder bereinigt – wie nach einem heftigen Gewitter, das von einer erdrückenden Schwüle befreit und klare Luft zurücklässt, man endlich wieder atmen kann!

 

Die logische Konsequenz liegt auf der Hand: Einfach loslaufen, Entscheidungen treffen, nicht zögern oder schwächeln, sondern "Nägel mit Köpfen" machen sozusagen. Alles das in Angriff nehmen, was schon lange im Innern gebrodelt hat, mir aber der Mut zur Umsetzung fehlte.

 

Und was soll ich Euch sagen? – MIR hilft es! Ich kann wieder und wieder an mir entdecken, dass eben doch alles einen Sinn ergibt! Einen Zweck erfüllt und ein Ziel verfolgt – vielleicht das Höhere an sich?! Wer weiß das schon und kann mit Sicherheit behaupten … dass es so etwas nicht gibt!

Ich für meinen Teil bin fest davon überzeugt, dass alles im Leben seine Ordnung hat. Nichts geschieht ohne Grund, auch nicht die negativen und schlechten Erfahrungen. Sie alle wollen uns etwas mitteilen – die Kunst ist, zu erkennen, was man selbst braucht, um glücklich werden zu können, die Zeichen lesen zu lernen!

 

 

Jeder von uns durchlebt Phasen, in denen es halt weniger gut läuft. Sich die Dinge gegen einen verschwören zu scheinen. Immer dann fange ich intensiv nachzudenken an, durchleuchte alles und jedes in meinem Dasein, um des Rätsels Lösung finden zu können – nur so funktioniert’s!

 

Sonderbarerweise stelle ich dann im Nachhinein ganz oft fest, dass ich über mich selbst verwundert bin, weil ich, habe ich es geschafft und bin meinem Innern gefolgt, mich so erleichtert fühle – beinahe so, als würde es mir wie Schuppen von den Augen fallen: „Jasmina – WAS hat dich so lange davon abgehalten, Dir selbst zu folgen, Deinen Wahrnehmungen?“

 

Ebenso, wie es zuvor immer trüber wurde, schief lief, sich dann alles plötzlich wieder zu fügen scheint, nun eine Kehrtwendung macht! Und ich mich weder darauf besinnen muss, aufrecht zu laufen noch konzentriert nach vorne zu schauen, sondern es sich anfühlt, als müsse es genauso sein – gerade jetzt!

 

Und eben aus diesem Grund habe ich es so satt, wenn Menschen ständig klagen und dieses und jenes bedauern, unentwegt und nicht müde werdend ständig ein und dasselbe vor sich herleiern - mit der Erwartungshaltung, mit Bedauern und Mitleid überschüttet zu werden … ohne den Hauch von Selbstreflexion, noch nicht einmal die Bereitschaft dazu in sich zu tragen!

 

Ich habe es satt, dass bei dem Thema „Missbrauch“ sich sämtliche Ohren automatisch verschließen und so jemand wie ich sich die Füße platt läuft als auch den Mund fusselig quatscht, ohne jedoch das Gefühl zu haben, wahrgenommen, geschweige denn anerkannt zu werden – mehr noch, es sich schon teilweise so anfühlt, als würde man gezielt und bewusst  ausgebremst!

 

Woran liegt das?

 

Mir ist es so häufig schon passiert, dass der „Ruf“ der Betroffenen ihnen vorauseilt und ein permanentes Wehklagen sowie ein tiefes Eintauchen im Selbstmitleid vorausgesetzt wird. Begleitet von einer schwerwiegenden Dramatik als auch von einer Forderung nach unsagbarem Mitleid, wenn sie sich Gehör verschaffen wollen.

 

GRRR – aber so bin ich nicht!

 

Man erwartet bei einer Lesung, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt, jemanden vor sich zu sehen, der mit einem weinerlichen Tonfall spricht und außer seinem Leid zu klagen nichts Weiteres mitzuteilen hat – na toll!

 

Zahlreiche Bücher zu diesem Thema beschreiben detailliert den Missbrauch und enden an der Stelle, wo das Leben doch eigentlich weitergehen sollte - nach den Übergriffen ... was impliziert: nach Vorfällen sexueller und/oder gewaltsamer Natur ist das Leben vorbei!

 

Schwachsinn!

 

Es ist hart – ja, keine Frage. Und so manches Mal möchte man die Arbeit an sich selbst, die seelische Verarbeitung an den Nagel hängen, weil es quälend ist und so wenig aussichtsreich, wenn man diesen Weg auf sich nimmt. Sowohl am Anfang als auch mittendrin überkommen einen Momente der Hoffnungslosigkeit.

 

Aber ist das nicht grundsätzlich so?

 

Egal, mit welchem Problem wir uns auch rumschlagen, wir werden uns ständig an Punkten wiederfinden, an denen wir dem Glauben erliegen, „und es macht eben doch alles keinen Sinn“! Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass man die Bedeutung hinter allem erst dann erfassen kann, wenn man weiterläuft, auch und gerade dann, wenn das Aufgeben verlockender zu sein scheint.

 

Wie oft schon habe ich da gesessen und mich wirklich geärgert, weil niemand ernsthaft daran interessiert ist zu hören, scheinbar, dass es durchaus ein Leben NACH Missbrauch oder Gewalterfahrungen geben kann. Ein Leben, das glücklich ist sogar – wenn man nur will!

 

Und  je mehr ich mich aufgerichtet habe und infolgedessen auch auf meine Umwelt genauer schauen konnte, weil ich die Menschen beobachtet habe, umso klarer wurde mir, dass in all dem ein Grund liegen muss.

 

Woher kommt es, dass die Menschen im Allgemeinen so schnell bereit sind, das Handtuch zu werfen und so wenig gewillt, das eigene Schicksal dahin gehend zu beeinflussen, dass es ihnen gut geht?

 

Und daraus ist LOTTA entstanden.

 

Eine Figur, die hinterfragt und überlegt, sich Gedanken macht darüber, was uns bremst. Die auch mal meckern und motzen kann ... wenn es um festgefahrene Meinungen geht, die schlicht übernommen werden ohne nachzudenken – dann sträubt sich alles in ihr.

 

Die aber dennoch ermutigt, die eigenen inneren Kräfte zu entdecken – und auch einzusetzen! Der es wichtig ist, den Glauben an sich selbst wiederzufinden und sich zunutze zu machen! Der Toleranz und Selbstbestimmung etwas unfassbar existenziell Notwendiges sind, und die redet, wie ihr der Schnabel gewachsen ist, ohne zu „Klugscheißern“ oder es „besser“ wissen zu wollen – sondern die Wert darauf legt, dass ihre Gedanken dazu führen, sich selbst zu finden!

 

Und all das, weil ich das Jammern einfach mal satt hatte!

 

 

 

Jasmina Marks

 

23.08.2014

 

 

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