Das Thema „Vergeben“ ist aus meiner Sicht unerlässlich, wenn es darum geht, etwas äußerst Quälendes hinter sich lassen zu müssen. Es gibt Dinge, die sind in der Tat nur schwer verzeihlich, brauchen vielleicht Jahre, bis man sie verarbeiten kann und doch ist ein Schritt in diese Richtung deswegen sinnvoll, weil er verhindern kann, dass man verbittert! Zu allem Überfluss dann eines Tages  bei genauerem Hinsehen erkennen muss, dass man den Weg in ein glückliches und zufriedenes Dasein eigenhändig sabotiert hat, weil man unversöhnlich war!

 

 Um sich mit den Geschehnissen des Lebens, denen man ausgeliefert ist und die nicht in der eigenen Hand liegen, dennoch arrangieren zu können, bedarf es einer Grundeinstellung im Innern, die so etwas wie „Güte“ als auch „Verzeihen“ in sich trägt. Ich meine das alles andere als im christlichen Sinne, sondern rein menschlich! Das Schicksal anzunehmen und darauf zu vertrauen, dass es schon Bedeutung hat und gerade NICHT unentwegt mit ihm zu hadern, eröffnet Wege, die ansonsten gnadenlos versperrt bleiben würden. Erweitert teilweise sogar den eigenen Horizont um weit mehr Möglichkeiten, als mir zuvor bewusst gewesen ist … die ich nun aber sehen und entscheiden kann, ob und inwieweit ich diese annehme … damit ich wieder lächeln kann! Weil, das Lächeln ist mein Ziel, glücklich sein, zufrieden sein … mit mir und meiner Welt!

 

 Sicherlich ist ein Loslassen und Verzeihen von der Art und Weise abhängig, mit der man verletzt wurde. Es gibt Dinge, die schmerzen wahnsinnig, sind aber verzeihlich, weil eben jemand vielleicht aus eigener innerer Not heraus verletzte, ohne sich des Schadens an sich bewusst zu sein, den er anrichtet oder aber weil er/sie es zu der Zeit nicht besser, sich nicht anders zu helfen wusste!

 

 Wem aber ernsthaft an mir gelegen ist, der wird, falls so etwas geschehen sein sollte, ein erhebliches Interesse daran haben, dass wieder Friedlichkeit zwischen uns herrscht und je wichtiger ich ihm bin, mich dieses auch wissen lassen! Ich vergebe mir nichts, wenn ich diesem Jemand auf meinem Wesen beruhend vergebe, ohne dass man mich darum bat – ganz besonders vor dem Hintergrund, dass auch ich nicht fehlerfrei bin oder jemals sein werde!

 

 Dann gibt es natürlich die tatsächlich Bösartigen, die in vollem Bewusstsein ihr Tun und Handeln darauf ausrichten, jemand anderes gezielt zu zerstören. Diesen vergebe ich auch, allerdings um meinetwillen! Um derentwillen wäre ein Vergeben sicherlich vergebens, da sie keinen Wert darauf legen, was ihr Handeln an sich zeigt! Ich entferne auf diese Weise alles Negative aus meiner Seele, was mich ansonsten zunehmend zerfressen würde und mir einen verkniffenen Gesichtsausdruck verpasst!

 

 Damit ich aber zukünftig meinen Weg finden kann, ist es mir wichtig, etwas, das mir Schaden zugefügt hat, hinter mir zu lassen. Ansonsten wird es mir nicht gelingen, nach vorne zu laufen ohne Einschränkungen, bzw. emotionale Handicaps. Mit offenen Verletzungen und Kummer im Herzen weiterleben ohne daran zu arbeiten – NEIN! Gereift weiterlaufen mit der einen oder anderen verheilten Narbe – JA!

 

  Also um das Vergeben nicht vergeblich werden zu lassen und dem eigentlichen Sinn von „Vergebung“ stattzugeben, ist es in diesem Fall nicht vergebens zu vergeben – weil ich es für mich selbst tue!

 

 Ich werde nicht aufhören, an das Gute im Menschen zu glauben, obwohl mich das Leben schon allzu oft eines Besseren belehrt hat. Vielleicht oder auch gerade deswegen werde ich meinem großen Herzen treu bleiben, weil ich mich fest in der Überzeugung verankert sehe, dass das Gute immer das Schlechte überdauern wird! Und nicht alle Leutz, die meinen Weg kreuzen, sind charakterlich bedenkliche Individuen, im Gegenteil!

 

 Ich bin daher der Sonne im Kern meines Wesens weit näher verbunden als allen vielleicht rachsüchtigen Gedanken des Geistes. In meinem Kopf ist kein Platz für Negativität oder Rache an sich – was damit zusammenhängt, dass man das Leben halt vorwärts laufen muss und rückwärts zu verstehen lernt.

 

 Sicher, sich Mobbing oder Missachtung der Würde, Boshaftigkeit oder was auch immer persönlichen Schaden zufügt, ausgesetzt zu sehen, kann einen auf Rachegedanken bringen. Allerdings kann ich von mir selbst sagen, dass ich in weit hinter mir liegenden Zeiten stets dann dachte, jemand möge für was auch immer „bezahlen“, wenn ich mich selbst hilf- als auch ratlos gefühlt habe – eben nicht in der Lage war, mich gegen was auch immer zur Wehr zu setzen! Mal abgesehen davon: Zwischen jemandem „etwas Schlechtes zu wünschen“ (was an sich schon bedenklich ist!) und das auch in die Tat umzusetzen, liegen dann aber noch mal Welten!

 

 Ich bin so gestrickt, dass ich stets bereit bin gegen Unrecht aufzustehen, ungeachtet der Konsequenzen in Bezug auf die Kräfte, die es mich kosten wird oder könnte! Selbst, wenn ich gezwungen bin, diesen Weg beharrlich und geradlinig zu verfolgen – und erst recht dann, wenn ich es alleine tun muss!

 

  Es macht einen Unterschied, ob ich für Gerechtigkeit aufstehe oder auf Rache aus bin im Sinne von „dafür wirst du büßen“. Die Mittel sind andere … Rache ist ungesund und schafft ausschließlich Kummer, der mich selbst nicht befriedigen kann! Würde es mir besser gehen, wenn es endlich demjenigen schlecht geht, der alles dafür tat, dass es mir schlecht geht, wäre ich nix besser als dieser „Wer-auch-immer“ und es ginge mir vollkommen zu Recht nix besser! Eben das entspricht einem Verhalten, das überhaupt nicht akzeptabel ist und dem ich mich in keinster Weise ausgesetzt wissen möchte – von dem ich mich klar distanziert betrachte! Gerade weil es überflüssig ist und nicht zielführend sein kann … zu keiner Zeit erfolgreich sein wird! Wenn ich möchte, dass es mir besser geht, muss ich einen solchen Kreislauf im Vorfeld unterbinden und eben NICHT darauf eingehen, sondern andere Wege suchen. Heilung kann nicht aus etwas Schlechtem erwachsen – daher der Mühe nicht wert!

 

 Um einem tatsächlichen Unrecht wie eben Mobbing oder Boshaftigkeit oder Straftaten entgegenzutreten gibt es Möglichkeiten und Wege, die nennen sich Justiz oder andere übergeordnete Instanzen. Man kann wen anzeigen oder Klage einreichen – das halt als letzter Ausweg, wenn zuvor alles andere nicht fruchten will! Weil mir nichts anderes übrig blieb, bin ich eben diesen Weg auch gegangen und ich bin so froh, trotz aller Kraft und vor allem Nerven, dass ich mich so entschieden habe. Eine andere Möglichkeit in einer solchen Situation ist auch nicht in Betracht zu ziehen - so unfassbar das auch sein mag!

 

 Auch wenn diese Wege zweifelsohne anstrengend sind, gibt es sie und Rache an sich wird damit komplett überflüssig! Reagiere ich mit Würde und Besonnenheit auf denjenigen, der mir wiederkehrend und niederträchtig vors Schienbein tritt und schlage Wege ein, die klare Grenzen setzen, die aufgrund meiner Mittel dazu führen, dass ein Unrecht Gerechtigkeit und/oder Ausgleich erfährt, ist das um so vieles wohltuender als Rache es jemals könnte … Rache macht keinen Sinn - wozu also Kraft in diese Richtung verschwenden!

 

 Mal abgesehen davon, dass Rache dazu beiträgt, mit verbittertem Innern durch sein Leben zu laufen, was wenig hilfreich ist und auf Dauer vornehmlich nur einem schadet: Mir selbst! Es reicht doch schon, wenn andere mir Steine in den Weg legen, weshalb es von Vorteil ist, dass ich das nicht auch noch selber tue! Zumindest sehe ich das so, denn das Leben straft von allein, ohne dass ein Zutun nötig wäre … es hat immer alles Konsequenzen! Insbesondere für denjenigen, der böse ausgeteilt hat und im Nachhinein sehen darf, dass alles vergebens war. Er sein Ziel eben nicht erreichen konnte, sondern der ausgeteilte Frust quasi auf ihn zurückprallt und die eigene Verbitterung, der Komplex oder Neid, was auch immer Antrieb für sein Handeln war, nicht wie erhofft Erleichterung finden wird, weil der Anstoß des Ärgers besser dasteht im Kern seines Wesens als er selbst! Wie gesagt, das Leben straft von ganz allein und man kann es sehen, wenn man mit dem richtigen Blick schaut!

 

 Je näher mir wer am Herzen liegt, umso tiefer wird mich vermutlich das eine oder andere verletzen können. Aber auch hier gilt, dass ich auf der Grundlage von etwas Schmerzhaftem nichts Positives erwirken kann. Wenn ich also hier möchte, dass jemand aufhört mir wehzutun, kann ich entweder eine Kehrtwendung machen (dann liegt mir aber nicht ernsthaft an diesem Jemand), oder aber ich versuche mit entwaffnenden Mitteln wie Wohlwollen und Verständnis, mit  Geduld, Empathie und vielleicht Liebe im Herzen die Lage zu entspannen und dadurch die Weichen in eine bessere, positivere Richtung für beide zu stellen. Manchmal schafft man das, manchmal auch nicht, was daran liegt, wie sehr ich dem Gegenüber am Herzen liege!

 

 Wobei hier ganz klar ist, dass nicht unbedingt jeder zugefügte Schmerz aus voller Absicht geschah, sondern immer eine Geschichte hatte, in den eigenen Erfahrungen begründet ist – weshalb die Empathie von wesentlicher Bedeutung ist. Nachtragend bin ich dementsprechend auch nicht, weil meine Windschutzscheibe größer ist als mein Rückspiegel!

 

 Allerdings wäre es gefährlich, dieses alles mit Naivität in Verbindung bringen zu wollen! Ich habe oft eingesteckt, manches Mal weit mehr als ich eigentlich zu verkraften glaubte, und doch ist aus jedem Scherbenhaufen wieder etwas erwacht – mein Selbst aufgestanden … was auch immer mein Leuchten hat vernichten wollen, ist gescheitert!

 

 Insofern habe ich auch keine Rache nötig, denn das für mich Wichtigste ist immer, mein Selbst nicht gebrochen zu sehen und dieses in mir wohnende Lächeln an andere weiterzugeben! Es bedeutet klar und eindeutig, niemals die Hoffnung aufzugeben und stets ein Licht im Dunkel zu finden – für mich und auch für dich!

 

 Es bedeutet ebenso, in der Lage zu sein, klare Grenzen zu ziehen – bis hierhin und NICHT weiter! Es bedeutet, sich nicht alles bieten zu lassen. Es bedeutet, anderen durchaus mehr als einmal eine Chance zu geben, sich würdig zu verhalten – meistens gelingt das auch. Wenn nicht, weiß ich auch Bescheid und ziehe die Konsequenzen. Es bedeutet, zu lernen über mich und das, was mir am Herzen liegt, bzw. wer mir am Herzen liegt und wem es sehr wohl möglich ist, respektvoll mit mir umzugehen, was auf Wechselseitigkeit treffen wird, keine Frage. Es bedeutet, mich selbst mit denen zu umgeben, die mich nehmen können, wie ich bin und die mich gerade deswegen von Herzen gerne haben, weil ich bin wie ich eben bin und die mich auch gar nicht anders würden haben wollen. Es bedeutet, zufrieden zu sein mit mir und meiner Welt … umgeben von jenen, die mir wichtig sind!

 

 

In diesem Sinne alles erdenklich Liebe an Euch, folgt Eurem Herzen, Eurem Inneren - denn genau dort findet Ihr die Antworten auf alle Eure Fragen ... und die Kraft, die Ihr braucht, tragt Ihr in Euch, ganz sicher sogar ...

 

 

Jasmina

 

 

 

August 2019

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© Jasmina Marks